Fotos: Sebastian Bühler

mit:
Roland Bayer, Beatrix Doderer, Sophie Melbinger, Hendrik Richter, Maria Magdalena Wardzinska

Regie: Isabel Osthues
Bühne: Jeremias Böttcher
Kostüme: Mascha Schubert

Autoren-Preis des Heidelberger Stückemarkts 2017
Tara ist Anwältin für Asylrecht und hat alles im Griff, glaubt sie. Sie datet sich durch das Internet und hält kurze, angemessene Besuche bei ihrer Mutter Shahla aus. Sie ist klüger als ihr Therapeut: »Ich denke, es hat etwas mit der Vergangenheit zu tun, und die ist doch vergangen, also lassen wir sie hinter uns und rennen nach vorne.« Bis ihre Mutter verschwindet – um etwas öffentlich zu machen, wovon nicht einmal ihre Tochter wusste. Im Internet stößt Tara auf den Livestream, in dem Shahla über ihre Folterung als schwangere Frau im iranischen Gefängnis aussagt. Nichts davon hatte sie gewusst. Von da an muss Tara stehen bleiben, zurückschauen und lernen, die Gegenwart mit neuem Blick wahrzunehmen.
Maryam Zaree wurde in Teheran (Iran) geboren. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte Schauspiel an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg. Bekannt wurde sie durch die Hauptrolle im Kinofilm Shahada von Burhan Qurbani. Sie spielte in verschiedenen europäischen Filmproduktionen, unter anderem in I am not him von Tayfun Pirselimoğlu. Zudem ist sie Gastschauspielerin an verschiedenen Theatern, unter anderem am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspiel Hannover, an der Schaubühne am Lehniner Platz und am Ballhaus Naunynstraße. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin arbeitet Maryam Zaree außerdem als Autorin und Regisseurin.

Presse
»(...) Die Heidelberger Inszenierung schafft die Erweiterung des Selbstfindungsdramas zumweltpolitischen Familiendrama durch eine kluge Konzentration auf die Figuren: im Zentrum steht (sitzt oder krabbelt) Tara, die von Sophie Melbinger ernsthaft und mit großer Präsenz gespielt wird; ihr Leiden an ihrer Geschichte überwindet sie erst am Ende: Für das finale Speeddating greift sie einen Stuhl aus dem Publikum und verliert ihre verkrampfte Fokussierung auf sich selbst. Auch die anderen Akteure des – ausnahmslos mitteleuropäisch geprägten – Ensembles zeigen überzeugende Figuren und sind dabei ruhige Mitspieler in Taras Drama. Das kleine, gut geschriebene, ästhetisch nicht sonderlich innovative Stück hat wie so viele neue Stücke vermutlich keine ganz große Zukunft vor sich. In einer so sorgfältigen und runden Inszenierung (auf der Bühne voll eckiger Bauteile) wie sie Isabel Osthues und ihrem Team gelingt, schaffen Kluge Gefühle aber durchaus die Grundlage für sehenswertes, anregendes Theater.«
Die Deutsche Bühne
 »(...) Es ist eine kleine große Geschichte, die da in Heidelberg präsentiert wird. Und das geschieht mit Engagement und sachlichem Ernst – in einem Bühnenbild aus diversen sitzhohen Würfeln, die in wichtigen Momenten schon mal symbolschwer ins Rutschen geraten können. Sophie Melbinger spielt die Tara als smarte Geschäftsfrau im blauen Hosenanzug, die allerdings von Beginn an einen unübersehbaren Zug ins Hyperaktive hat. Ihre Mutter Shahla hingegen ist bei Beatrix Doderer zunächst der gediegene Biedersinn in Person. Ihre Aussage vor dem Den Haager Tribunal freilich macht all das auf einen Schlag vergessen – und zurück bleiben blankes Entsetzen und grenzenloses Mitgefühl.«
Allgmeine Zeitung

»(...) Regisseurin Isabel Osthues arrangiert die Aufführung, an der auch die Schauspieler Roland Bayer, Maria Magdalena Wardzinska und Hendrik Richter beteiligt sind, mit schnellen harten Schnitten, entsprechend den Brüchen in Taras Biographie. Dabei werden erst nach und nach die physischen und psychischen Verwundungen freigelegt, bis schließlich der ganze Schrecken vor Augen steht.
Also keine Wohlfühlkost zum Start des 35. Stückemarkts. Vielmehr hetzte da eine oftmals fast atemlose Migrantin durch die Szenerie und führte gleich mitten hinein in die Spannungen der Welt, die das Theaterfestival auch weiterhin durchziehen. Es erscheint heute vielfach als Binsenweisheit, dass die in Deutschland ankommenden Flüchtlinge ihre Biographien mitbringen. Was das aber im konkreten Einzelfall – und zugleich für Generationen - bedeutet, wurde an diesem Abend messerscharf seziert.«

Rhein-Neckar-Zeitung
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